3pack-Magazin

„Irgendwie waren wir immer schon so“

Nachhaltigkeit bei 3pack. Ein Gespräch mit Achim Drescher und Axel Lehmann – Geschäftsführer der 3pack GmbH

Eine Verantwortung für die nächste Generation

Werkstoffe aus recycelten Materialien, Fuhrpark mit Hybrid-Antrieb, Solar auf dem Firmendach: Der Verpackungsspezialist 3pack aus Remscheid findet, dass er eine Verantwortung für die nächste Generation trägt. Und lebt diese im Unternehmensalltag wo immer es geht. Ein Gespräch mit den Geschäftsführern Achim Drescher und Axel Lehmann.

Herr Drescher, Herr Lehmann, auf der Webseite Ihres Unternehmens 3pack taucht immer wieder der Begriff „nachhaltig“ auf. Zugeständnis an ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Thema? Oder Herzensangelegenheit?

Achim Drescher: Definitiv Herzensangelegenheit. Und ganz sicher kein aktueller Trend bei uns: Irgendwie waren wir immer schon so. Wir möchten im Rahmen unserer Möglichkeiten nachhaltig und ressourcenschonend agieren. Wir sehen das so: Wir arbeiten nicht nur für unsere Kunden, sondern auch für deren Kinder, für unsere und für die unserer Mitarbeiter. Wir empfinden hier eine Verantwortung und der möchten wir bestmöglich gerecht werden.

Axel Lehmann: Unser Stammgeschäft bietet uns dafür gute Voraussetzungen: Es spielt sich im Bereich Wellpappe ab, ein Werkstoff, der per se gute Eigenschaften mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit mitbringt.

Was genau macht Wellpappe nachhaltig?

Lehmann: Wenn wir Kartonagen und Verpackungen für unsere Kunden fertigen, steht uns dabei Wellpappe in zwei Varianten zur Verfügung: aus Neupapier – auch Kraftliner genannt – und aus zu 100 % recyceltem Papier, dem so genannten Testliner. Wir verwenden in der Produktion von 3pack zu etwa 80 % Testliner, also recyceltes Papier. Das insgesamt zu 25 Mal recycelt werden kann: Erst dann verändern sich seine Eigenschaften so, dass die daraus gefertigte Wellpappe nicht mehr stabil genug für unsere Verwendungszwecke ist. 

Drescher: Wir beraten unsere Kunden wann immer möglich in Richtung der recycelten Wellpappe. Und sehen, dass das Bewusstsein dafür sich in den letzten Jahren sehr gewandelt hat: Früher wollten alle Neupapiere, am besten weiß gebleicht, weil das als schick galt. Heute lassen sich unsere Kunden gern von recycelten, ungebleichten Papieren überzeugen. Und signalisieren damit, z. B. über einen „100 % recycelt“-Aufdruck auf der Wellpappe, auch ihren Kunden, dass ihnen das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist. Das strahlt dann wieder positiv auf sie zurück.

Lehmann: Der Griff zum Testliner ist übrigens auch wirtschaftlich interessant: Der ist nämlich günstiger als der Kraftliner. Der besonders stabile Kraftliner wiederum kann eine gute Alternative zu Holzplatten darstellen: Wenn ein Kunde z. B. zur Transportsicherung seiner Ware besondere Stabilität benötigt, können Wellpappen aus hochwertigen Papieren das in vielen Fällen leisten. Und spart dem Kunden sowohl die höheren Anschaffungskosten für das Holz als auch die danach anfallenden Entsorgungskosten. Der Kraftliner wird nach dem Einsatz einfach zu Testliner recycelt – und steht so wieder für die Wellpappenproduktion zur Verfügung.

 

Gibt es noch weitere Werkstoffe in der Kartonagenproduktion von 3pack, bei denen Sie auf umweltfreundlichere Alternativen umgestellt haben?

Drescher: Es ist uns immer ein Anliegen, den Einsatz von Kunststoffen zu minimieren. Und nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden: Da merken wir in den letzten zwei oder drei Jahren einen massiv gestiegenen Anspruch, so wenig Luftpolsterfolie, Styropor oder ähnliches im Verpackungsprozess einzusetzen wie möglich. Vieles lässt sich mit dem Einsatz von Pappprodukten ebenso gut und sicher verpacken – so leisten wir zusammen mit unseren Kunden einen Beitrag zur Vermeidung von Plastikmüll.

Lehmann: Wir gucken aber auch, wo wir im Kleinen Ressourcen schonen können: Früher haben wir die Klebstoffe, die in der Produktion zum Einsatz kommen, in 25-Liter-Kanistern eingekauft. Heute beziehen wir sie im 1.000-Liter-Tank, der wiederverwendbar ist – bei einem Bedarf von 10 bis 15 Tonnen Klebstoff im Jahr kommt da schon einiges an vermiedenem Müll zusammen.

Drescher: Ein weiterer kleiner Beitrag, den wir für unseren ökologischen Fußabdruck leisten: Alle unsere Lieferanten kommen aus Deutschland. Die meisten Rohstoffe beziehen wir ganz bewusst von Zulieferern aus einem Umkreis von maximal 200 Kilometern, das vermeidet weite Wege und reduziert unseren CO2-Ausstoß.

 

Neben den kleinen Stellschrauben drehen Sie bei 3pack aber auch an den ganz großen: Seit Februar 2022 thront auf dem Dach Ihres Firmengebäudes eine Solaranlage. Reicht die Sonnenenergie, um Ihre Produktion am Laufen zu halten?

Lehmann: Im Sommer produzieren wir sogar drei Mal mehr Strom als wir brauchen! Wir haben 304 Panele auf dem Dach, die eine Peak-Leistung von 100 Kilowattstunden erzeugen. Jedes Panel ist mit einem eigenen Optimizer ausgestattet, dadurch lässt sich jedes Modul einzeln überwachen. Kommt es mal zu Störungen oder Ausfällen, lassen diese sich durch die Optimizer schnell und gezielt orten und beheben: So bekommen wir immer die optimale Ausbeute aus unserer Solaranlage.

Drescher: Die Anlage arbeitet seit Februar 2022 auf unserem Dach, etwa ein Jahr hat es gedauert, bis alle bürokratischen Hürden dafür genommen waren. Unter anderem musste ein Statiker zuvor das Thema Dachlast überprüfen: Hier im Bergischen können die Winter ja durchaus schneereich sein, wir mussten sicherstellen, dass unser Dach das trotzt des Gewichts der Solaranlage dann noch tragen kann.

Lehmann: Im Winter stehen wir noch vor einen weiteren Herausforderung: Die Sonne scheint nicht stark genug, um unseren Bedarf zu decken. Und die Kapazitäten der Speicher reichen nicht aus, um den Energieüberschuss des Sommers für den Winter verfügbar zu machen. Wir sind da gerade auf der Suche nach anderen Lösungen, z. B. Cloud-Speicher, die Umwandlung des Solarstroms in Wasserstoff oder Windenergie als Ergänzung zum Solarstrom. Bis wir eine passende Möglichkeit gefunden haben, beziehen wir im Winter ergänzend Öko-Strom.

Drescher: Fast 260 Megawattstunden haben wir mit unserer Solaranlage bis heute – Ende Oktober 2024 – erzeugt. Den aktuellen Wert können unsere Kunden auf der Monitoring-Plattform Dein Solar sogar in Echtzeit abrufen. Da sieht man im Übrigen auch, die viel CO2-Emissionen wir durch den Einsatz von Sonnenenergie einsparen: bisher mehr als 100.000 kg – das entspricht etwa 3.000 gepflanzten Bäumen.

Nicht nur bei den Energiequellen für die Produktion von 3pack achten Sie auf Nachhaltigkeit, auch Ihr Fuhrpark soll einen möglichst niedrigen CO2-Ausstoß haben.

Lehmann: Richtig, vier unserer Firmenfahrzeuge fahren inzwischen mit Hybrid-Antrieb. Wenn die Technik schon so weit wäre, würden wir auch unsere LKW mit E-Antrieb auszustatten: Derzeit sind die Strecken, die wir für unsere Kunden zurücklegen, jedoch noch zu lang für die Reichweite von E-Lastern. Weiter als 200 oder 300 Kilometer kommt man mit denen nämlich nicht. Bei rund 120.000 Kilometern, die wir Jahr für Jahr für unsere Kunden und den Betrieb fahren, wäre es uns wichtig, eines Tages komplett mit regenerativer Energie fahren zu können.

Drescher: Bei den Fahrten zwischen Zuhause und Firma setzen wir und viele unserer Mitarbeiter außerdem auf Muskelkraft: Wir stellen jedem Mitarbeiter, der das möchte, ein Dienstfahrrad zur Verfügung. Zugegeben: Es ist nicht Muskelkraft allein, die da zum Einsatz kommt. Wir haben E-Bikes angeschafft, sonst wäre der Weg zur Arbeit hier bei uns im Bergischen zu mühsam. Aber viele lassen tatsächlich das Auto stehen und nutzen stattdessen das Rad. Ich selber hatte im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Kilometer allein für den Weg zur Arbeit und zurück auf dem Tacho.

Wie sieht die wirtschaftliche Seite all dieser Maßnahmen, die Sie hier genannt haben, aus? Sind dafür nicht erst einmal große Investitionen nötig?

Lehmann: Manchmal ja, so eine Solaranlage etwa kostet schon erstmal viel Geld. Aber nach einigen Jahren gleichen die Einsparungen den Invest wieder aus und dann profitieren wir im besten Fall über viele Jahre auch wirtschaftlich von unseren ökologisch motivierten Entscheidungen.

Drescher: Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, 3pack nachhaltiger zu gestalten. Und wenn sich etwas als für uns machbar erweist, dann sind wir sofort dabei!